Schulprojekt |
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Zwei Hauptschulen im Bezirk Deutschlandsberg nahmen am Projekt "Sanft Mobil mit interaktiver Gender-Wanderkarte" teil. In der Hauptschule Schwanberg wurden drei Klassen der 7.Schulstufe und in der Hauptschule 1 Deutschlandsberg wurde eine Klasse der 8.Schulstufe ausgewählt. Gemeinsam mit den SchülerInnen wurde zu den Themen Gender und Mobilität gearbeitet und die Inhalte der vier Wanderwege festgelegt.
In den Schulen wurde das Projekt "Sanft Mobil mit interaktiver Gender-Wanderkarte" in zwei Schritten durchgeführt. Zunächst ging es darum die SchülerInnen mit dem Projekt, den Inhalten und Zielen, vertraut zu machen und allgemein über die Genderthematik zu informieren und anschließend zu diskutieren. Es geht darum Bewusstsein zu schaffen und den Jugendlichen zu vermitteln, warum es wichtig ist einzelne Bereiche des gesellschaftlichen Lebens unter dem Aspekt der Geschlechter zu beleuchten. |
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Gender MainstreamingDie Begriffe Gender oder Gender Mainstreaming sind für viele SchülerInnen Fremdwörter und durchwegs unbekannt. Gender Mainstreaming ist eine Strategie zur Durchsetzung tatsächlicher Gleichstellung der Geschlechter. Es werden bei allen gesellschaftlichen Vorhaben die Lebensrealitäten, Interessen und Bedürfnisse von Frauen und Männer berücksichtigt. Soziale Unterschiede und strukturelle Ungleichheiten sollen hinterfragt und sichtbar gemacht, sowie die Ursachen beseitigt werden. Es geht darum präventiv Maßnahmen zu setzen, um Benachteiligungen zu vermeiden und zukünftige Entwicklungen zu steuern. Im Rahmen der Arbeit in den Schulen hat sich gezeigt, dass Jugendliche sich insbesondere der Unterschiede in der Arbeitswelt bewusst sind. Im Zuge ihrer Ausbildung und Berufswahl werden sie mit "typischen" Frauen- bzw. Männerberufen konfrontiert und über die geschlechtsspezifische Diskrepanz, etwa bei den Einkommen, aufgeklärt. So war einem Schüler etwa der Equal Pay Day – der Tag des ungleichen Lohns – ein Begriff: An diesem Tag haben Männer bereits jenes Einkommen erreicht, das Frauen erst bis zum Ende des Jahres erzielen werden. Im Jahr 2011 fiel dieser auf den 4.Oktober. Das bedeutet, dass statistisch gesehen Frauen die letzten drei Monate des Jahres gratis arbeiten. Aber auch in anderen Lebensbereichen sind Unterschiede und Ungleichheiten zu erkennen, wie etwa im Mobilitätsverhalten von Frauen und Männern. |
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Gender und Sanfte MobilitätMobilität ist eine wesentliche Voraussetzung für die Teilhabe am gesellschaftlichen Leben und betrifft jede/n in unserer Gesellschaft. Sie beeinflusst unseren Alltag und wie wir ihn gestalten. Es ist daher das Ziel der Politik allen Bevölkerungsgruppen die gleichen Mobilitätschancen zu ermöglichen. Die Bedürfnisse von Männern und Frauen in Bezug auf Mobilität sind sehr unterschiedlich und müssen bei zukünftigen Strategien in Betracht gezogen werden. Es geht aber nicht nur darum, geschlechtsspezifische Aspekte in der Verkehrsplanung zu beachten, sondern auch um die Förderung nachhaltiger, umweltschonender und sozial verträglicher Mobilitätskonzepte für die Zukunft. |
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Die alltäglichen Wege der SchülerInnenNachdem die Themen Gender und Sanfte Mobilität behandelt worden waren, folgte eine praktische Arbeit. Die Jugendlichen haben in einem Umgebungsplan von Schwanberg bzw. Deutschlandsberg ihre alltäglichen Wege an einem beliebigen Tag in der Woche eingezeichnet und die Orte, die sie besuchen, benannt. Zusätzlich wurde festgehalten welche Verkehrsmittel sie benutzen, um an diese Orte zu gelangen. Die ausgefüllten Blätter wurden anschließend gesammelt und nach Mädchen und Buben getrennt ausgewertet.
Grundsätzlich kann gesagt werden, dass die Lebensrealitäten der SchülerInnen ähnlich aussehen. Den Vormittag verbringen sie in der Schule und am Nachmittag gehen sie ihren Hobbys nach oder treffen sich mit Freunden. Allerdings gehen die Interessen bei der Nachmittagsbeschäftigung auseinander, wodurch zum Beispiel Unterschiede in der Länge der Wege, die zurückgelegt werden, erkennbar sind. So befindet sich der Sportplatz, auf dem die Jungen Fußball spielen, etwas außerhalb von Schwanberg wodurch längere Wegzeiten zustande kommen. Längere Wege bedeuten auch, dass öfter das Auto als Fortbewegungsmittel genutzt wird. Im Erwachsenenalter sorgen dann nach wie vor bestehende Rollenmuster dafür, dass die Unterschiede in der Länge der alltäglich zurückgelegten Wege und die dadurch beeinflusste Wahl des Verkehrsmittel unterschiedliche Mobilitätsverhalten von Frauen und Männer in unserer Gesellschaft hervorrufen. Daraus ergeben sich dann auch geschlechtsspezifische Bedürfnisse an die Planung des Verkehrs. |
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VerkehrsmittelnutzungSowohl die SchülerInnen der HS Schwanberg als auch jene der HS Deutschlandsberg nutzen verschiedene Arten der Fortbewegung. Sie legen kurze Strecken zu Fuß oder mit dem Fahrrad zurück oder greifen auf den öffentlichen Verkehr zurück. Das Auto ist jedoch das wichtigste und am häufigsten genutzte Verkehrsmittel. Insbesondere am Nachmittag bei der Fahrt zum Sportplatz oder zum Musikunterricht wird der Bring- und Holdienst der Eltern in Anspruch genommen. Sie sind es gewohnt und sehen es als selbstverständlich an, auch wenn die Möglichkeit besteht öffentliche Verkehrsmittel zu nutzen ohne dabei wesentlich länger unterwegs zu sein. Als ein Grund dafür wird von den SchülerInnen angegeben, dass sie abends nicht im Dunkeln alleine nach Hause fahren wollen. Aber auch die Eltern wollen oft nicht, dass ihre Kinder – vor allem Mädchen – am Abend alleine unterwegs sind. Weiters ist das Gebiet durch Streusiedlungen gekennzeichnet, wodurch einige Wohngebiete vom öffentlichen Verkehr nicht ausreichend erschlossen sind und die Wegstrecken zu lang sind um zu Fuß oder mit dem Fahrrad zurückgelegt werden zu können. Es gibt daher in vielen Fällen kaum Alternativen zum Pkw. Geschlechtsspezifische Unterschiede sind auf den ersten Blick kaum zu erkennen. Die Wahl des Verkehrsmittels – insbesondere die Verwendung des Autos – hängt zu sehr vom Wohnort ab. Bei genauerer Betrachtung kann jedoch festgestellt werden, dass Mädchen etwas häufiger mit dem Fahrrad oder zu Fuß unterwegs sind. In einer Schulklasse der Hauptschule Schwanberg gehören die Buben einer Fußballmannschaft an. Da sich der Fußballplatz, wie bereits erwähnt, etwas außerhalb von Schwanberg befindet, werden sie von ihren Eltern meist mit dem Auto zum Training gefahren bzw. von dort wieder abgeholt. Daraus ergibt sich hier eine größere geschlechtsspezifische Diskrepanz. Mädchen nutzen wesentliche öfter das Fahrrad, öffentliche Verkehrsmittel oder gehen zu Fuß. Die Jungen dagegen sind vorwiegend mit dem Auto unterwegs.
Diese Abhängigkeit vom „Elterntaxi“, die gerade am Land besonders groß ist, weckt bei Jugendlichen den Wunsch nach mehr Selbstständigkeit. Daher ist es auch nicht verwunderlich, dass der Großteil der SchülerInnen den Mopedführerschein machen will. Lediglich einige SchülerInnen, vor allem jene die im Zentrum der Stadt Deutschlandsberg wohnen und ihre Wege problemlos mit dem Rad oder zu Fuß zurücklegen können, haben wenig Interesse an einem Moped. Aber auch hier sind es eher Mädchen, die darauf verzichten wollen. Dabei ist das Moped das mitunter gefährlichste Verkehrsmittel. Das Unfallrisiko ist zehn Mal höher als bei Pkw-FahrerInnen und ein Drittel aller Verkehrstoten in der Altergruppe der 16-17jährigen sind mit dem Moped unterwegs. |
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Gruppenarbeit zu ausgewählten MobilitätsthemenNachdem in der ersten Einheit mit den SchülerInnen die Aspekte von Gender und Mobilität behandelt wurden und sie sich mit ihren eigenen Wegen und der Wahl der Verkehrmittel auseinandergesetzt haben, wurde nun in Gruppenarbeiten pro Schulklasse ein Mobilitätsthema näher ausgearbeitet. Die Auswahl der vier Themen wurde im Vorfeld von Peripherie – Institut für praxisorientierte Genderforschung getroffen. Dabei wurde darauf Rücksicht genommen, dass die Themen sich auf die Lebensrealität und das Alltagsgeschehen der SchülerInnen beziehen. Da Jugendliche die MobilitätsnutzerInnen von morgen sind wurden auch Themen gewählt, die zukünftige Entwicklungen und innovative Mobilitätskonzepte beinhalten. Darüber hinaus war es natürlich wichtig immer den Genderaspekt in den Mittelpunkt zu stellen. Die Themen und Inhalte werden im Zuge der vier Wanderwege weiter beschrieben. Es handelt sich um folgende Themen:
Für die zweite Einheit haben sich die SchülerInnen der einzelnen Schulklassen zu gemischt geschlechtlichen Gruppen von durchschnittlich fünf SchülerInnen zusammengefunden. Gemeinsam hatten sie die Aufgabe einen Fragebogen mit geschlechtsspezifischen Fragen zu einem der vier Mobilitätsthemen auszufüllen. Durch die Tatsache, dass sie sich auf eine Antwort einigen mussten, entstanden lebhafte Diskussionen, in denen die SchülerInnen ihr Wissen untereinander austauschten. Am Ende der Einheit wurden die Ergebnisse der einzelnen Gruppen diskutiert und mit den richtigen Antworten verglichen. Ausgewählte und als wichtig erachtete Aspekte des jeweiligen Themas fließen später in die Wanderkarte ein.
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